(17. September 2013)
Eine Debatte über die Rüstungsproduktion in Jena soll mit einem Mahngang durch die Innenstadt angeregt werden. Unter dem Motto „Rüstung tötet auch ohne Krieg” laden Vertreter der evangelischen Kirche zum Mitteldeutschen Kirchentag am Sonntag, 22. September, zu einem Stadtrundgang ein.
„Deutschland gehört zu den drei größten Rüstungsexporteuren weltweit. Auch in Jena werden Rüstungsprodukte hergestellt”, sagt Nikolaus Huhn. Die Frage, die sich dabei stelle, sei ob die Jenaer Bürger tatsächlich in einer Stadt leben wollen, in der militärisches Gerät für andere Länder hergestellt wird. „Die Frage ist doch, was das mit der Seele unserer Stadt macht.” Schließlich erhalte der Stadthaushalt etwa 200 000 Euro jährlich Gewerbesteuereinnahmen aus der Rüstungsproduktion.
„Das Thema Rüstungsproduktion wird in Jena schon lange beschwiegen”, sagt Nikolaus Huhn. Es gehe am Sonntag darum, das Schweigen zu brechen und Fragen rund um die Rüstungsproduktion zu diskutieren.
12 Uhr stellen Vertreter des Arbeitskreises „Zivilklausel” des Studentenrates der Friedrich-Schiller-Universität Jena ihr Anliegen im Hörsaal 24, Uni-Hauptgebäude vor. Sie plädieren dafür, die Forschung an der Jenaer Universität frei von militärischer Forschung zu halten. 12.20 Uhr stellt Regionalbischof Diethard Kamm an der Stadtkirche die Position der evangelischen Kirche zur Rüstungsproduktion und zum -export dar. Am Gewerkschaftshaus soll um 12.40 Uhr die Frage diskutiert werden, wie sich Rüstung und Arbeitsplätze zueinander verhalten. Der Mahngang endet vor dem Jenoptik-Hauptgebäude. „Jenoptik stellt Rüstungsprodukte her. Ein Gespräch über dieses Geschäft hat der Vorstand leider abgelehnt.” Vor dem Gebäude hält Ottfried Nassauer vom Berliner Informations-Center für Transatlantische Sicherheit einen Vortrag zum aktuellen Stand der Rüstungsproduktion in Deutschland. Zudem wird das Ergebnis der Stadtratsbefragung zum Thema vorgestellt. Als Zeichen der Verletzbarkeit wollen die kirchlichen Vertreter teils barfuß laufen.
Quelle: Stefanie Bühlchen / TLZ vom 17.09.2013